Podagra – Diagnose und Behandlung der Fußgicht
Podagra - Was hilft sofort bei Gichtanfall?
Podagra, auch als Gichtarthropathie oder Arthritis urica bekannt, ist eine besonders schmerzhafte Form der Gicht, die vor allem das Großzehengrundgelenk betrifft. Sie entsteht durch eine übermäßige Ansammlung von Harnsäurekristallen, die eine akute Entzündungsreaktion auslösen. Männer zwischen 30 und 40 Jahren sind besonders häufig betroffen. Unbehandelt kann die Erkrankung zu chronischen Gelenkschäden führen. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung können jedoch langfristige Komplikationen verhindern.

Das Wichtigste in Kürze
✅ Ursache: Übermäßige Harnsäure im Blut führt zur Kristallbildung in Gelenken, insbesondere am Fuß.
✅ Symptome: Plötzliche, starke Schmerzen, Schwellung, Rötung und Überempfindlichkeit im Großzehengrundgelenk.
✅ Diagnose: Untersuchung des Harnsäurespiegels, Gelenkpunktion und bildgebende Verfahren helfen bei der Identifikation.
✅ Behandlung: Medikamente (NSAR, Colchicin), physikalische Therapie und eine purinarme Ernährung sind essenziell.
✅ Vorbeugung: Lebensstiländerungen wie eine gesunde Ernährung, Gewichtsreduktion und Alkoholverzicht verringern das Risiko.
Ursache der Podagra
Im Rahmen einer Stoffwechselerkrankung wird entweder vermehrt Harnsäure produziert oder vermindert über die Niere ausgeschieden. Bei Bluterkrankungen wie Leukämien oder hämolytischer Anämie kann vermehrt Purin gebildet werden und dadurch vermehrt Harnsäure im Blut zirkulieren. Durch die erhöhten Harnsäurekonzentrationen im Blut können sich die sehr spitzen und nadelförmigen Harnsäurekristalle meist in schlecht durchblutetem Gewebe ablagern. Besonders betroffen sind Bänder, Knorpel in den Gelenken, Sehnen aber auch schlecht durchblutete Gelenke an den Füßen, Händen oder Ohren.
Der Einfluss von Hyperurikämie auf die Entwicklung von Podagra
Hyperurikämie, ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blut, ist ein entscheidender Faktor für die Entwicklung von Podagra. Harnsäure entsteht beim Abbau von Purinen, die sowohl im Körper produziert als auch über die Nahrung aufgenommen werden. Normalerweise wird Harnsäure durch die Nieren ausgeschieden. Bei Hyperurikämie ist dieser Ausscheidungsprozess gestört, oder es wird zu viel Harnsäure produziert, was zu deren Anreicherung im Körper führt.
Diese überschüssige Harnsäure kristallisiert und lagert sich in Gelenken und umliegenden Geweben ab, was zu den typischen Entzündungsreaktionen und Schmerzen der Podagra führt. Risikofaktoren für Hyperurikämie umfassen genetische Veranlagung, bestimmte Ernährungsgewohnheiten, Übergewicht und bestimmte Medikamente.
Symptome und Erkennungszeichen einer Gichtattacke im Fuß
Eine Gichtattacke im Fuß, speziell in Form der Podagra, äußert sich durch charakteristische und oft plötzlich einsetzende Symptome. Der akute Gichtanfall beginnt häufig mit starken Schmerzen im Großzehengrundgelenk, gefolgt von Rötung, Schwellung und Überempfindlichkeit der betroffenen Region. Diese Symptome können so intensiv sein, dass selbst leichte Berührungen schmerzhaft sind.
In einigen Fällen kann es auch zu erhöhter Körpertemperatur und allgemeinem Unwohlsein kommen. Die Schmerzen erreichen oft innerhalb der ersten 12 bis 24 Stunden nach Beginn ihre maximale Intensität und können mehrere Tage bis Wochen andauern. Die Abstände zwischen den Anfällen variieren und können ohne Behandlung kürzer werden und häufiger auftreten.
Diagnose der Podagra
Einen akuten Gichtanfall wird der betroffene Patient nie vergessen. Es kommt zu sehr starken Schmerzen mit Schwellungen, Rötungen, Überwärmungen sowie eine ausgeprägte Berührungsempfindlichkeit. Der akute Gichtanfall bei Podagra tritt meist plötzlich durch Druck des Schuhs, aber auch bei Stress, Mangeldurchblutung und vermehrtem Alkoholkonsum auf.
Selbst positiver Stress wie Freude vor einem Urlaub oder einer Familienfeier können die Podagra auslösen. Ich verweise auch auf die gehäuften Gichtanfälle zu Weihnachten, wobei diese meist durch zu gutes Essen und vermehrten Alkoholgenuss ausgelöst werden.
Diagnostische Verfahren bei Verdacht auf Podagra
Die Diagnose von Podagra basiert auf der klinischen Untersuchung und Anamnese sowie verschiedenen diagnostischen Tests. Zunächst wird der Arzt die Symptome und die medizinische Geschichte des Patienten bewerten, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. Eine Schlüsselrolle bei der Diagnose spielt die Untersuchung der Harnsäurespiegel im Blut, obwohl diese während eines akuten Anfalls normal sein können.
Eine Gelenkpunktion, bei der Flüssigkeit aus dem betroffenen Gelenk entnommen und unter dem Mikroskop auf Harnsäurekristalle untersucht wird, kann eine definitive Diagnose liefern. Bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder MRT können eingesetzt werden, um den Zustand des Gelenks zu bewerten und andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen.
Klinische Untersuchung bei Podagra
Ihr Arzt wird zunächst eine Anamnese (Krankheitsgeschichte) erheben. Bei der klinischen Untersuchung ist für den untersuchenden Arzt der Gichtanfall an der Großzehe meist eine Blickdiagnose, trotzdem sollten andere Ursachen der Podagra ausgeschlossen werden. Das Großzehengrundgelenk ist geschwollen, gerötet, überwärmt. Die Untersuchung wird wegen der starken Schmerzempfindlichkeit als sehr unangenehm empfunden.
Bei den durchgeführten Röntgenuntersuchungen des Großzehs in zwei Ebenen sieht man nur nach mehreren Gichtanfällen Veränderungen in der Knochenstruktur.
Bei häufigen Anfällen sind Ablagerungen von Harnsäurekristallen, die sog. Gichttophi, an den Gelenken und Sehnen zu erkennen. Oft bilden sich knöcherne Auswachsungen, sog. Exophyten. Bei ausgeprägtem Befall können die Gelenke regelrecht zerstört sein. Bei dem Verdacht auf andere Ursachen werden gegebenenfalls noch Laboruntersuchungen notwendig.
Therapie der Podagra
Wegen der akuten Schmerzsymptomatik wird bei der Podagra zunächst medikamentös behandelt. Eingesetzt werden dabei das Cholchizin sowie nach Abklingen der akuten Beschwerdesymptomatik die sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika wie Ibuprofen, Diclofenac und Indometacin. Man sollte mit dem behandelnden Arzt über eventuelle Wechselwirkungen sowie Nebenwirkungen ausführlich informiert werden.
Physikalische Therapie bei Podagra
Im Vordergrund stehen abschwellende und kühlende Maßnahmen sowie schmerzlindernde Elektrotherapie. Das Bein sollte hochgelagert werden, kühlende Umschläge sind zu empfehlen. Da die Ursache der Podagra in erhöhten Harnsäurekonzentrationen im Blut liegt, können entsprechende Medikamente gegeben werden. Es können sowohl Substanzen eingenommen werden, die die Harnsäurebildung stoppen als auch Medikamente, die die Ausscheidung fördern. Auf jeden Fall sollte man auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, damit die Harnsäurekristalle sich nicht in Niere oder Blase ablagern und dort zu einem Steinleiden führen können.
Ernährungsberatung nach Podagra
Die richtige Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Vorbeugung von Gichtanfällen und der Kontrolle von Podagra. Besonders purinreiche Lebensmittel können den Harnsäurespiegel im Blut erhöhen und einen Anfall auslösen. Zu den besonders kritischen Lebensmitteln zählen Innereien, Fleisch (insbesondere rotes Fleisch), Fisch (wie Sardinen, Makrelen und Thunfisch) sowie alkoholische Getränke, insbesondere Bier und Spirituosen. Auch stark zuckerhaltige Getränke mit Fruktose können die Harnsäureproduktion steigern.
Eine purinarme Ernährung hingegen kann helfen, die Harnsäurewerte zu stabilisieren. Empfehlenswert sind pflanzliche Eiweißquellen wie Hülsenfrüchte, Nüsse und Sojaprodukte, da sie einen geringeren Einfluss auf den Harnsäurespiegel haben. Frisches Obst, Gemüse und Vollkornprodukte sind ebenfalls vorteilhaft. Besonders basische Lebensmittel wie Zitronensaft, Gurken und Kartoffeln helfen, den pH-Wert des Körpers auszugleichen und die Harnsäure besser auszuscheiden.
Zusätzlich sollte eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr gewährleistet sein. Experten empfehlen mindestens 2–3 Liter Wasser oder ungesüßten Tee pro Tag, um die Harnsäureausscheidung über die Nieren zu unterstützen. Ein Verzicht auf Softdrinks und gesüßte Getränke ist essenziell, da Fruktose den Harnsäurestoffwechsel negativ beeinflusst.
Krankengymnastik bei Podagra
Bei akuten Beschwerden kommt die Krankengymnastik nicht zum Einsatz. Sollten sich bereits Gelenkveränderungen eingestellt haben, kann durch eine manuelle Therapie das Gelenk aufgedehnt werden und damit eine Verbesserung der Beweglichkeit erreicht werden.
Orthopädietechnische Versorgung der Podagra
Bei bereits aufgetretenen Gelenkveränderungen in den Großzehengelenken kann durch eine entsprechende Gel Einlagen Versorgung, aber auch durch Abrollhilfen im Schuhbereich eine Entlastung erreicht werden.
Operative Behandlung der Podagra
Bei ausgeprägten Gelenkveränderungen wird eventuell eine operative Behandlung notwendig. Dabei werden die Knochenvorsprünge abgetragen, gegebenenfalls auch Operationen an den Gelenken vorgenommen. In Ausnahmefällen wird eine Versteifungsoperation durchgeführt. Sollten operative Maßnahmen bei Podagra anstehen, sollten Sie sich mit den operativ tätigen Kollegen ausführlich über die verschiedenen Operationsformen, die Komplikationen als auch die Nachbehandlung informieren.
Frühzeitige Erkennung der Podagra und erhöhte Harnsäurekonzentrationen im Blut können die Schwere des Verlaufs deutlich günstig beeinflussen. Eine entsprechende Umstellung der Lebensweise hat nicht nur Vorteile auf den Krankheitsverlauf der Podagra, sondern kann auch insgesamt die Lebensfreude deutlich erhöhten.
Behandlungsmöglichkeiten bei akutem Gichtanfall
Bei einem akuten Gichtanfall, der oft mit einem plötzlichen und intensiven Schmerzereignis im Großzehengrundgelenk einhergeht, ist eine schnelle und effektive Behandlung entscheidend. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) sind häufig die erste Wahl zur Linderung der Schmerzen und Entzündungen. In einigen Fällen können auch Colchicin oder Kortikosteroide eingesetzt werden, besonders wenn NSAR kontraindiziert sind.
Es ist wichtig, die Medikation frühzeitig nach Beginn der Symptome einzunehmen, um eine maximale Wirksamkeit zu erzielen. Neben der medikamentösen Therapie spielt auch die Modifikation des Lebensstils eine wichtige Rolle, wie beispielsweise die Vermeidung von Nahrungsmitteln, die reich an Purinen sind, und der Reduktion des Alkoholkonsums. Diese Maßnahmen helfen nicht nur, den akuten Anfall zu behandeln, sondern auch zukünftige Anfälle zu verhindern.
Langzeitfolgen und Komplikationen bei unbehandelter Podagra
Unbehandelt kann Podagra zu verschiedenen Langzeitfolgen und Komplikationen führen. Chronische Gichtarthritis kann die Gelenke dauerhaft schädigen und zu eingeschränkter Beweglichkeit führen. Die kontinuierliche Ablagerung von Harnsäurekristallen kann zur Bildung von Tophi führen, die als harte Knoten unter der Haut erscheinen und in der Nähe von Gelenken, Sehnen und anderen Geweben auftreten können.
Diese Tophi können schmerzhaft sein und sogar die Haut durchbrechen, was zu Infektionen führen kann. Darüber hinaus erhöht langfristig hoher Harnsäurespiegel das Risiko für Nierensteine und kann die Nierenfunktion beeinträchtigen, was zu chronischer Nierenerkrankung führen kann. Daher ist eine frühzeitige und konsequente Behandlung von Podagra essenziell, um solche Langzeitkomplikationen zu vermeiden.
Neue Therapiemöglichkeiten bei chronischer Gicht
Während akute Gichtanfälle mit entzündungshemmenden Medikamenten behandelt werden, benötigen Patienten mit chronischer Gicht eine langfristige Strategie zur Harnsäuresenkung. Hier kommen zwei Haupttypen von Medikamenten zum Einsatz: Urikosurika und Urikostatika.
Urikosurika wie Probenecid fördern die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren. Sie sind besonders für Patienten geeignet, deren Hyperurikämie auf eine reduzierte Nierenfunktion zurückzuführen ist. Urikostatika wie Allopurinol oder Febuxostat hemmen hingegen die Produktion von Harnsäure, indem sie das Enzym Xanthinoxidase blockieren. Diese Medikamente werden häufig bei Patienten mit einer genetischen Prädisposition oder stark erhöhten Harnsäurespiegeln eingesetzt.
Neben der medikamentösen Therapie zeigen neuartige Behandlungsansätze vielversprechende Ergebnisse. Eine davon ist die sogenannte Urat-Oxidase-Therapie mit rekombinanten Enzymen wie Rasburicase, die Harnsäure direkt in eine besser lösliche Form umwandeln. Diese Methode wird derzeit vor allem bei schweren Gichtfällen erprobt.
Ergänzend dazu können physikalische Therapieansätze wie Ultraschall, Kältetherapie und Akupunktur helfen, die Schmerzen bei chronischer Gicht zu lindern. Zudem spielen individuelle Anpassungen der Schuhversorgung eine Rolle: Spezielle orthopädische Einlagen und Schuhe mit weichem Vorfußbereich können den Druck auf das Großzehengelenk verringern und Schmerzen reduzieren.
Quellen:
- Universitätsklinikum Freiburg: „Genetische Ursachen für Gicht entschlüsselt“ https://www.uniklinik-freiburg.de/presse/pressemitteilungen/archiv-2018/detailansicht-1/1826-genetische-ursachen-fuer-gicht-entschluesselt.html
- Bundesministerium für Bildung und Forschung: „COPAGO – Randomisierte kontrollierte Studie zur Behandlung des akuten Gichtanfalls mit Prednisolon im Vergleich zu Colchicin in der hausärztlichen Versorgung“ https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/copago-randomisierte-kontrollierte-studie-zur-behandlung-des-akuten-gichtanfalls-mit-13995.php
- AWMF Online: „S3-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Gicht“ https://register.awmf.org/assets/guidelines/060-005l_S3_Diagnostik-Therapie-Gicht_2024-08.pdf
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