Neurodermitis

Neurodermitis ( alias Atopische Ekzem, Atopische Dermatitis, Endogenes Ekzem ) ist eine jahrelange, manchmal lebenslang bestehende, nicht ansteckende, schuppende Hauterkrankung mit starkem Juckreiz.

Symptome

Neurodermitis zeigt sich durch recht klar erkennbare Symptome, so daß ein erfahrener Arzt die Diagnose eindeutig stellen kann: rötliche und hautfarbene Papeln, das sind knötchenförmige Verdickungen der Haut, besonders in Armbeugen und Kniekehlen sowie in Gesicht und Nacken. Dazu gesellt sich oft ein derart unerbittlicher Juckreiz, so dass sich die Betroffenen blutig kratzen. Weiteres Symptom ist die insgesamt trockene, schuppige Haut, und des insbesondere in den Kniekehlen und Armbeugen.

Ergänzend dazu können Begleit-Erkrankungen, die sich auch auf den Verlauf der Neurodermitis auswirken, Hinweise auf Ursachen und Auslöser der Krankheit geben. So deuten Durchfälle und häufiges Erbrechen auf Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten. Parallel wird ein Arzt die Betroffenen auf Atemwegserkrankungen wie häufige Bronchitis, Dauerschnupfen oder Asthma hin untersuchen. Ist die Krankheit zweifelsfrei identifiziert, kann ein Hautarzt gemeinsam mit dem Betroffenen eine individuell angepasste Behandlung entwickeln. Die geht dann weit über die eigentliche ärztliche Behandlung hinaus, auch Ratschläge zur Hautpflege, zur Ernährung, eventuell zur Berufswahl und andere Dinge gehören dazu.

Durch ärztliche Kunst allein lässt sich Neurodermitis nicht kurieren, denn bis heute ist die Krankheit nicht heilbar. Aber durch eine geschickte und vor allem auf den Einzelfall zugeschnittene Behandlung, zusammen mit sorgfältiger Pflege der Haut, lassen sich in vielen Fällen die unangenehmen Erscheinungen der Neurodermitis vertreiben. Dieser Erfolg bringt eine kaum zu unterschätzende Erleichterung mit sich, denn er kann den Unterschied zwischen unerträglicher Krankheit und normaler Lebensführung bedeuten.

Ekzeme

Entstehung

Drei Faktoren müssen zusammentreffen, damit ein Ekzem entsteht:

  • die Haut muss empfindlich sein,
  • sie muss zur Trockenheit neigen und
  • sie muss gekratzt werden.

Bei Neurodermitis-Neigung reagiert die Haut bereits auf normale Umweltreize sensibel, die normale Haut ohne Probleme meistert. Sie reagiert zum Beispiel übermäßig auf Wärme und Kälte, auf spezielle Lebensmittel sowie auf unterschiedliche Substanzen und Materialien. Scheuernde Kleidung, speziell raue Naturmaterialien wie Wolle, können gravierende Hautreaktionen auslösen. Sogar seelische Vorgänge können die Haut zu Reaktionen veranlassen, insbesondere die kleinen Blutgefäße in der Haut erweitern.

Bei solchen Reizungen rötet sich die Haut. Tendiert die Haut darüber hinaus zur Trockenheit, setzt eine Reaktionskette ein: zunächst schwillt die Haut durch die Reizung an – beinhaltet also mehr Flüssigkeit. Dann aber trocknet sie umso intensiver aus, was die Entzündungsbereitschaft der Haut wiederum anfacht: eine Spirale in Richtung Trockenheit und Entzündungsneigung.

Trockenheit und Reizbarkeit der Haut allein rufen aber noch kein Ekzem hervor. Dahin führt der Weg über den Juckreiz. Der entsteht allzu leicht durch die Reizbarkeit der Haut. Er peinigt so lange, bis er mit Kratzen und Reiben beantwortet wird. Daraufhin weiten sich die Blutgefäße in der Haut noch mehr. Die vermehrt verfügbare Blutflüssigkeit regt das Wachstum der Oberhautzellen übermäßig an.

Die Konsequenz dieser Reaktionskette: trockene, abschuppende Flächen auf der Haut. Kennzeichen der Neurodermitis ist – neben der trockenen Haut – nahezu immer der unerbittliche Juckreiz. Er erzwingt geradezu das Kratzen und Reiben und fördert so massiv die Ausprägung der Neurodermitis. Sobald es gelingt, dem Juckreiz Herr zu werden, lässt sich die Reaktionskette durchbrechen, die zu Ekzemen führt. Wer von der Neurodermitis geplagt wird, dem bleibt ein Trost: Es geht vorbei. Im Lauf der Jahre ebbt die Neurodermitis fasst immer ab. Jenseits der ersten 30 Lebensjahre sind rund 95 Prozent der Neurodermitis-Patienten frei von den Symptomen.

Ekzeme auf der Babyhaut

Bei Säuglingen zeigen sich Ekzeme häufig am Kopf. Nässen diese Ekzeme, tritt also Flüssigkeit aus, dann entstehen gelblich-weiße Krusten – genannt Milchschorf. Darin siedeln sich Bakterien an: sie zersetzen dann die Flüssigkeit und produzieren üblen Geruch. Die gängige Bezeichnung „Milchschorf“ ist eigentlich falsch: Mit Milch oder einer Allergie gegen Kuhmilch hat dieser Schorf zunächst nichts zu tun. Er sieht lediglich wie eingetrocknete Milch aus.

Nicht selten findet man dabei allerdings auch tatsächlich eine Kuhmilcheiweiß-Allergie als erste allergische Reaktion. Kratzen können sich die Babys erst ab vier bis fünf Monaten, vorher gelingen ihnen noch keine ausreichend zielgerichteten Bewegungen. Dennoch quält Milchschorf die Kleinen nicht minder, so dass sie häufiger als gesunde müde oder gereizt sind. Tritt Milchschorf auf, ist dies ein Hinweis auf eine Neurodermitis-Veranlagung. Ein weiteres Indiz für Neurodermitis ist hier der Juckreiz.

Entfernen lässt sich Milchschorf, indem man die betroffenen Hautareale mit Babyöl einreibt und dann sanft auskämmt. Er wird aber ohnehin keine dauernde Last: Bis zum zweiten Lebensjahr bildet er sich von selbst zurück. Von Ekzemen betroffen ist auch häufig die Haut im Bereich der Windeln. Wird die Windel nicht schnell genug gewechselt, liegt die Haut am Po, im Genitalbereich und an den Oberschenkeln im Feuchten. Prompt tritt eine Windeldermatitis ein, denn Pilze fühlen sich wohl im warmen, feuchten Klima unter der Windel und auf der angegriffenen Haut.

Auch wenn die Windelwerbung anderes erzählt: Das passiert nicht nur Rabenmüttern, sondern das ist der Alltag. Beginnt die Zeit des oft schmerzhaften Zahndurchbruchs, dann treten insbesondere bei Babys mit empfindlicher Haut gereizte, schuppende Hautentzündungen an den Wangen auf. Stehen die Zähne schließlich in Reih und Glied, sind auch die Haut-Irritationen auf den Wangen vergessen. Ebenso gehören die Hautprobleme rund um den Po der Vergangenheit an, sobald die Zeit der Windeln vorüber ist.

Geographie der Ekzeme

Jenseits des zweiten Lebensjahrs verändert sich die Geographie der Ekzeme. Dann wird insbesondere die Haut in den Beugen der großen Gelenke betroffen, (Ellenbeugen, Kniekehlen) wie auch Handrücken, und Handgelenke, Hals, Nacken und Gesicht, sowie Fußrücken. Dort rötet sich die Haut und schwillt bisweilen etwas an. Bei intensiveren Ekzemen nässt die Haut und der Juckreiz führt zu Kratzspuren. Die Ellenbeugen, aber auch die Kniekehlen, neigen am ehesten zu Ekzemen, weil sich dort auf der Haut am meisten Schweiß bildet. Reicht dort der natürliche Fettfilm der Haut nicht aus, reizt der eigene Schweiß die Haut.

Das Beugenekzem als typisches Zeichen der Neurodermitis tritt häufig während des Schulalters auf. Sind Hautstellen ausdauernd Ekzemen ausgesetzt, dann verändert sie an den betroffenen Stellen ihr Erscheinungsbild: Die Oberfläche verdickt und vergröbert sich, sie wird faltig und zerfurcht. Diese – optisch unschöne – Vergröberung des Hautreliefs heißt „lichenifiziertes“ (griechisch für „Flechte“) Ekzem.

Zusätzlich macht die verdünnte Hornschicht im Sommer auf sich aufmerksam: weil weniger pigmentiert, bilden sie helle Flecken auf sonnengebräunte Haut. Neurodermitische Ekzeme beschränken sich aber nicht auf die Gelenkbeugen: Auch die Hände zeigen sehr oft ekzematische Erscheinungen, vermutlich weil die Haut der Hände im Alltag erhebliche Belastungen durchzustehen hat. Von Ekzemen betroffen wird darüber hinaus häufig auch die empfindliche Haut an Gesicht, Hals und Genitalien.

Begleiterscheinungen

Als ob die Last mit der Neurodermitis allein nicht schon genug drückt, geht sie obendrein häufig mit allergischen einem oder gar mehreren allergischen Begleitern einher. Das Bindeglied im Hintergrund ist dabei das Immunsystem, das bei Neurodermitikern nicht immer in der richtigen Richtung und nicht immer im richtigen Maß arbeitet. Auf diese Weise führt es nicht allein zu allergischen Reaktionen der Haut, sondern zusätzlich auch der Schleimhaut – mit Ausprägungen von Asthma, Heuschnupfen und Konsorten.

Auslösefaktoren

Die Haut von atopischen (zu Allergien neigenden) Menschen reagiert anders und dazu wesentlich empfindlicher als die des normalen Menschen. Irritationen, die eine Neurodermitis auslösen können sind: Wärme oder Kälte, jahreszeitliche Änderungen, chemische Reizungen der Haut wie z.B. gechlortes Wasser, Parfüm, Entzündungen durch Bakterien, Viren oder auch durch Impfungen, mechanischer Reizung der Haut und Kontakt mit verschiedenen Allergie auslösenden Stoffen, auch Wollkleidung, Federn, Leder oder Felle. Diese Dinge müssen Neurodermitis- Kranke auch im Urlaub meiden. Starkes Schwitzen verschlimmert eine Neurodermitis.

Allergene

Vielschichtige Ursachen und Auslöser führen zu den Erkrankungen des allergischen Formenkreises wie Heuschnupfen, Bindehautentzündungen und Asthma sowie Neurodermitis. Die übermäßige Reaktionsbereitschaft des Körpers auf bestimmte Reize äußert sich als Überempfindlichkeit der Haut. Die äußeren Reize rufen körperfremde Stoffe hervor. Welche Stoffe und welche Gemische, ist individuell verschieden. Was bei dem einen massive allergische Reaktionen verursacht, lässt den anderen vielleicht kalt.

Diese jeweils individuellen Allergie-Auslöser werden Allergene genannt. Es gibt fast grenzenlos viele Allergene unterschiedlichster Form. Es können bestimmte Eiweiße in der Nahrung sein, andere können mit der Atemluft in Nase, Bronchien und Lungenbläschen gelangen. Zu den Allergenen in der Atemluft gehören in erster Linie Blütenpollen, Hausstaub und Tierhaare. Allergene, die unmittelbar auf die Haut einwirken, lösen entsprechende Hautreaktionen dort aus, wo es zur Berührung kommt.

Es kann die nickelhaltige Niete des Hosenknopfes sein, spezielle Textilien, Chemikalien in farbrikneuer Kleidung, Waschmittelreste in Textilien, Lösungsmittel, aber auch Cremes und Kosmetika. Nahezu alles kann bei irgendjemandem eine Allergie auslösen. Und mit der wachsenden Umweltverschmutzung, mit der wachsenden Konfrontation mit immer mehr chemischen Substanzen und Rückständen wachsen offenbar auch Zahl und Intensität der Allergien.

Seelische Auslöser

Neurodermitis wird aber nicht nur durch Allergene beeinflusst. Auch das gesamte Wohlbefinden trägt ihr Schärflein dazu bei. Denn auch seelische Einflüsse spielen bei der Neurodermitis eine Rolle. Stress zum Beispiel, kann einen Neurodermitisschub auslösen. So schlägt sich die Belastung aus Konflikten in der Schule, in der Familie oder am Arbeitsplatz, auf der Haut nieder, was wiederum den Stress natürlich ganz und gar nicht mindert.

Nahrungsmittel-Allergien und -Unverträglichkeiten

Täglich nimmt ein Mensch viele körperfremde Stoffe in sich auf, schließlich muss er essen. Mit Blick auf Allergien und Unverträglichkeiten kommt der Nahrung deshalb eine Schlüsselrolle zu. Viele Neurodermitiker wissen aus eigener Erfahrung, dass sie manche Lebensmittel, manche Zubereitungen nicht vertragen oder sogar allergisch darauf reagieren. Erwachsene Neurodermitiker haben relativ selten, in rund zehn Prozent der Fälle, gleichzeitig eine Nahrungsmittel-Allergie.

Bei Kindern sieht die Situation deutlich anders aus: Etwa die Hälfte aller Kinder mit Neurodermitis haben begleitend, vielleicht auch ursächlich, eine Nahrungsmittel-Allergie. Das ist inzwischen wissenschaftlich belegt. Lediglich Hinweise auf eine Nahrungsmittel-Allergie geben allergologische Tests auf der Haut oder im Blut. Herausfinden lassen sie sich letztlich nur, indem man die verdächtigen Nahrungsmittel für zwei bis drei Wochen vom Speiseplan streicht. In dieser Zeit sollte sich das Hautbild verbessern.

Kommt anschließend eine verdächtige Speise wieder auf den Tisch, und verschlechtert sich die Neurodermitis prompt wieder, kann man ziemlich sicher sein, dass eine Allergie gegen dieses Nahrungsmittel eine bedeutsame Rolle bei der Neurodermitis spielt. Bei einer klassischen Nahrungsmittel-Allergie reagiert das Immunsystem auf körperfremde Eiweißstoffe in der Nahrung. Die Anzeichen einer Nahrungsmittel-Allergie sind vielgestaltig, deshalb lässt sie sich allein anhand der Symptome nicht immer auf Anhieb erkennen: Diese Symptome reichen vom Gefühl der Abneigung gegen eine Speise über geschwollene Lippen oder gereizten Gaumen bis hin zu einer Darmschleimhautentzündung, die zusammen mit Durchfall und schmerzhaften Koliken auftritt.

Darüber hinaus kann die Haut mit Ekzemen reagieren; sogar bis hin zu akuter Atemnot reicht die Palette. Als Soforthilfe hat sich ein- bis zweitägiges Fasten bewährt. Auf keinen Fall aber darf man diese Reaktionen auf die leichte Schulter nehmen, nicht allein wegen der überaus unangenehmen Erscheinungen, sondern auch um Spätfolgen aus dem Weg zu gehen: Hat der Magen-Darm-Trakt zu häufig mit Allergenen zu kämpfen, kann es zu chronischen Beschwerden und sogar Schäden führen. Nahrungsmittel-Allergien können im Einzelfall durch zahlreiche Stoffe ausgelöst werden. Einige Nahrungsmittel führen dabei besonders häufig zu allergischen Reaktionen:

  • Milcheiweiß: in Milchprodukten, Sahne, Sojamilch, Butter Quark, Käse, Schmalz, Wurst, Margarine, Schafs- oder Ziegenkäse, Brot, Backwaren, Schokolade, Pudding, Speiseeis
  • Hühnereiweiß: Nudeln, Backwaren, Soja, Sojaprodukte, Mayonnaise, Speiseeis, Wurst, Fleischgerichte, Mehl als Bindemittel
  • Fisch: Nicht nur alle Fischarten, sondern auch Hühnerei, Geflügel (weil oft Fischmehl verfüttert wird)
  • Getreideeiweiß: Backwaren, Brot, Nudeln, Panade,
  • Nüsse: Nüsse, Marzipan, Nougat, Schokolade
  • Hülsenfrüchte: in Fertigprodukten wie Saucen, Gemüse- und Fleischbrühe, Gewürz
  • Soja: in Backwaren, Margarine, Saucen, Fertiggerichten, ausländischem Bier
  • Gewürze: Senf, Curry, Würzmischungen
  • Glutamat: Asiatische Gerichte, Konserven

Weitere häufige Auslöser von Nahrungsmittel-Allergien sind außerdem:

  • Weizen
  • Zitrusfrüchte
  • Sellerie

Auf der Suche nach den Allergie-Auslösern, den Allergenen, werden häufig einige Substanzen vergessen, die zwar selbst nicht als Nahrungsmittel dienen, wohl aber in zubereiteten Speisen vorkommen:

  • Hefe: Gebäck, Buttermilch, Käse, Joghurt, Panade, Fleischprodukte, Bier, Wein, Most, Malzgetränke
  • Blütenpollen: Blütenhonig, Getreide, Gelee Royale
  • Farbstoffe, insbesondere das gelbe Tartrazin (gern in Gummibärchen eingesetzt).
  • Schimmelpilze: Brot, Mehl, Obst, Gemüse, Nüsse, Käse, Wein, Essig, Bier

Nicht nur die Lebensmittel selbst können Allergien auslösen. Auch Lebensmittel-Zusatzstoffe führen bisweilen zu Unverträglichkeitsreaktionen, die häufig nur schwer von der klassischen, immunologisch vermittelten Nahrungsmittel-Allergie zu unterscheiden sind. Kritisch, weil oft verborgen und nur schwierig zu identifizieren, sind diverse Lebensmittel-Zusatzstoffe und Konservierungsmittel, die für viele verarbeitete Speisen aus Gründen von Bequemlichkeit und Optik, aber auch wegen der erforderlichen Haltbarkeit vielen Fertigprodukten der Lebensmittel-Industrie zugesetzt werden müssen.

Die meisten dieser Zusatzstoffe müssen entsprechend der europäischen Gesetzgebung heute auf der Verpackung aufgelistet werden. Doch leider ist diese Liste immer noch nicht vollständig, sodass es – selten – vorkommen kann, dass einige Angaben fehlen. Eine Liste dieser Stoffe, in Europa mit sogenannten „E“-Nummern deklariert, finden Sie im Anhang dieses Buches. Allergologen fordern verständlicherweise, dass ausnahmslos alle Lebensmittelzusätze auf Verpackungen deklariert werden müssen, um Lebensmittel-Allergikern das Leben zu erleichtern. Eine echte Nahrungsmittel-Allergie lässt sich austesten, wie oben beschrieben.

Erheblich schwieriger sind dagegen Unverträglichkeitsreaktionen in den Griff zu bekommen. Ihre Symptome ähneln denen der Allergie, obwohl sich die Mechanismen unterscheiden: Bei der Allergie reagiert das Immunsystem über, ausgelöst durch eine ganz bestimmte Substanz. Diese überschießende Reaktion erfolgt weitgehend unabhängig von der Menge des Allergie-Auslösers (Allergens).

Dagegen hat eine Unverträglichkeit eher den Charakter einer inneren Reizung, ausgelöst zum Beispiel durch Fruchtsäuren oder sogenannte Liberatoren, die das Entzündungshormon Histamin freisetzen können (zum Beispiel in Rotwein enthalten). Eine Unverträglichkeit tritt um so heftiger auf, je mehr von der entsprechenden Substanz der Magen-Darm-Trakt zu bewältigen, zu verdauen hat. Eine Unverträglichkeit können viele Lebensmittel auslösen. Einige bereiten bei Neurodermitis besonders häufig Probleme. Dazu gehören:

  • Stark säurehaltige Früchte und Gemüse: Zitrusfrüchte, Rhabarber, Äpfel, Birnen, Tomaten, Spinat, Ketchup,
  • Süßigkeiten: Schokolade, Kakao und Kakaogetränke, Lakritze, Vanilleeis, Zucker, Bonbon, Honig
  • Fett: Schweinefett, Schmalz, Speck, Sauerrahmbutter, Wurst, Kartoffelchips, Pommes frites, Pflanzenöl
  • Gewürze: Paprika, Pfeffer, Essig, Senf
  • Getränke: Sprudel mit Geschmack, Sojamilch, Obstsäfte, Blutreinigungstee

Sind die Stoffe identifiziert, die im individuellen Fall die Unverträglichkeitsreaktionen auslösen; und gelingt es, sie zu vermeiden, dann gestaltet sich auch das Neurodermitiker-Leben schon ein gutes Stück leichter. Nun muss man als Neurodermitiker partout nicht alle hier verzeichneten Speisen meiden. Entscheidend ist, was jeweils ganz persönlich auf die Haut schlägt. Ganz oben auf der Gefahrenliste stehen Milch und Hühnereier.

Jeder muss für sich herausfinden, was den eigenen Hautzustand verschlechtert. Dazu bedarf es unangenehmer Erfahrungen: Wenn sich die Ekzeme verschlechtern, schaut man auch zurück und prüft, was bei der letzten Mahlzeit verspeist wurde (siehe auch „Allergie-Auslöser identifizieren“). Ist der Übeltäter überführt, kann man ihn künftig meiden. Es hat sich dabei vielfach bewährt, ein sogenanntes Ernährungs- und Symptom-Tagebuch zu führen. Manche Allergologen bieten solch ein Tagebuch auch in ihrer Praxis als „detektivische Hilfe“ an. Listet man während mehrerer Wochen genau auf, was man isst und wie der Symptomverlauf der Allergie ist, kann man häufig auf verblüffende Zusammenhänge stoßen, die man ohne dieses Tagebuch nie herausgefunden hätte.

Ursachen

Vererbung

Eltern mit Neurodermitis-Tendenz geben diese Veranlagung vorwiegend an ihre Kinder weiter. Trägt ein Elternteil diese Anlage im Erbgut, treten sie mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 60 Prozent beim Kind auf. Tragen Mutter und Vater die Anlage, ist die Wahrscheinlichkeit noch erheblich größer.

Aber nicht immer, wenn die Anlage vererbt wurde, tritt die Krankheit auch tatsächlich auf. Lediglich in etwa jedem vierten Fall leidet ein Mensch im Laufe seines Lebens an Neurodermitis, wenn er die entsprechende Disposition in seinem Erbgut trägt. Auf einen Menschen, der von seiner Neurodermitis-Tendenz weiß, kommen also statistisch drei, die niemals von ihrer Anlage erfahren. Doch die Vererbung der Neurodermitis kann eine Generation überspringen, wie auch die Vererbung anderer genetischer Anlagen.

Immunsystem

Das komplizierte und so überaus wichtige Immunsystem spielt bei den körperlichen Abläufen im Zusammenhang mit Neurodermitis eine große Rolle. Die Immunabwehr unterscheidet präzise schädliche und unschädliche Stoffe im Körper. Nimmt es erstmals eine bestimmte schädliche Substanz wahr, werden eigens angepasste Abwehrstoffe gebildet, sogenannte Antikörper. Erkennt das Immunsystem dann später diesen Stoff noch einmal, wehrt sich der Körper mit Hilfe der nun vorrätigen, speziellen Antikörper mit aller Kraft. Auf diese Weise wappnet das Immunsystem den Körper vor tausenderlei schädlichen und vor allem gefährlichen Einflüssen.

Das Immunsystem eines Neurodermitikers arbeitet nun übereifrig und interpretiert auch harmlose und sogar nützliche Substanzen als Schädlinge. Konsequenterweise bekämpft es dann kraftvoll den vermeintlichen Feind – leider auch, wenn der eigentlich ein Freund ist. Das Immunsystem produziert dann große Mengen Antikörper einer bestimmten Sorte, das sogenannte „Immunglobulin E“ (abgekürzt IgE).

Zu allem Unglück arbeiten bei Neurodermitikern die Zellen, die Antikörper herstellen, übermäßig intensiv. Die Immunzellen dagegen, die im Normalfall die Reaktionen des Immunsystems steuern und regulieren, funktionieren bei Neurodermitikern ungewöhnlich zäh und langsam. Dies ist eine fatale Kombination: Die aggressiven Falken sind blind, aber putzmunter, während die mäßigenden, kontrollierenden Tauben dahindösen. Auf diese Weise werden nicht nur die falschen Antikörper erzeugt, sondern auch noch viel zu viele. Diese Horden ziehen dann blindlings marodierend durch den Körper.

Lediglich jeder 10.000ste Antikörper gehört bei einem gesunden Menschen zur Klasse IgE. Besteht eine Neurodermitis, können es zehnmal mehr sein. Diese IgE-Antikörper wachen in Haut und Schleimhaut, ob sie die Substanz treffen, auf die sie abgerichtet sind. Dringt solch eine Substanz ein, wird sie von den IgE-Antikörpern festgehalten und die Immunabwehr wird alarmiert: Die Blutgefäße weiten sich und führen mehr Blut heran, das Gewebe schwillt an, Schleimhäute sondern mehr Sekret ab.

Die dadurch ausgelösten Symptome hängen davon ab, wo diese Reaktionen losgebrochen sind: Die Nase läuft, ein Asthmaanfall beginnt oder die Haut juckt. Wenn das Immunsystem seine Energien so einseitig einsetzt, geht das natürlich auf Kosten anderer Bereiche. Bei einem Neurodermitiker ist deshalb die Gefahr größer, das Krankheitserreger erfolgreich die Immunabwehr überwinden. Von der Abwehr unerkannt dringen sie – vorzugsweise durch die entzündete Hautareale ein. Dies ist der Grund, warum Ekzematiker zum Beispiel leichter an Warzen aller Art erkranken.

Linderung

Klimazonen

Günstig sind Klimazonen, die warm, aber nicht zu heiß sind, und wo die Luft nicht zu trocken ist. Außerdem sollen möglichst wenig Schwebstoffe und Pollen, in der Luft sein. Diese Voraussetzungen finden sich häufig in höher gelegenen Gegenden, am Meer und auf Inseln. Sonnenschein bringt für viele Neurodermitis- und Allergiekranke deutliche Besserung.

Die Dosierung, also die Sonnenscheindauer und -intensität, langsam ansteigen lassen, ohne dass es zur Hautrötung kommt. Aus Erfahrung ist bekannt, dass schon der Klimawechsel bei Neurodermitis vorübergehend Besserung bringen kann. Zum Beispiel verspüren Neurodermitis- Kranke Nordfriesen oft schon eine deutliche Besserung bei einem Aufenthalt in Süddeutschland und umgekehrt.

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