Niedriger Puls – Ursachen und Vorsorge bei einer Bradykardie
Was sagt ein niedriger Puls aus?
Was Sie über einen zu niedrigen Puls wissen sollten
Häufig steht lediglich ein zu hoher Puls als Krankheitsbild im Vordergrund. Dabei ist es ebenso möglich, dass zu niedrige Pulswerte für gesundheitliche Probleme sorgen. So bringen es einige Ausdauersportler zwar oftmals auf einen Ruhepuls um die 40 und so mancher schafft sogar Werte um die 32 Schläge pro Minute, allerdings sollte eine gesunde, erwachsene Person auf Dauer seine Pulswerte von 50 bis 60 Schläge pro Minute nicht unterschreiten.

Mediziner sprechen bei einem zu niedrigen Puls im Übrigen von einer sogenannten Bradykardie. Diese Bezeichnung stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel, wie Langsamherzigkeit.
Wie macht sich ein zu niedriger Puls bemerkbar?
Bemerken Sie bei einer mehrfachen Pulsmessung, dass Ihre Werte zu niedrig sind, ist es ratsam beim Arzt ein sogenanntes Ruhe-EKG durchführen zu lassen. Mit diesem lässt sich herausfinden warum Ihr Puls zu niedrig ist. Es gilt anzumerken, dass niedrige Pulswerte nicht unbedingt mit einer Krankheit in Zusammenhang stehen müssen. Während der Nachtruhe sind Pulswerte zwischen 40 und 50 Schlägen pro Minute sogar als völlig normal anzusehen.
Außerdem fällt der Pulsschlag stets bei jedem Menschen anders aus, so dass ein zu niedriger Puls nicht immer gleich ein Grund zur Sorge sein sollte. Setzt der Pulsschlag hingegen immer wieder aus oder es kommt zu Unregelmäßigkeiten, sowie zu Pulswerten unter 30 Schlägen pro Minute ist dies tatsächlich problematisch. Letzteres kann sogar bedeuten, dass ein Herzschrittmacher eingesetzt werden muss. Symptome, wie Müdigkeit, Schwindel, Atemnot oder gar Ohnmacht sprechen stets für einen zu niedrigen Puls.
Diagnosemethoden
Die verlässliche Diagnose einer krankhaften Bradykardie stützt sich nicht allein auf die Pulsmessung. Der Kardiologe wird primär ein Elektrokardiogramm (EKG) durchführen, um die elektrischen Impulse des Herzens präzise aufzuzeichnen und Störungen der Erregungsbildung im Sinusknoten oder der Weiterleitung (z.B. AV-Block) zu identifizieren.
Da ein niedriger Puls oft nur anfallsweise auftritt, ist ein Langzeit-EKG über 24 Stunden entscheidend, um die Herzfrequenz über einen längeren Zeitraum zu überwachen. Ergänzende Untersuchungen wie die Echokardiographie (Herzultraschall) helfen zudem, strukturelle Ursachen wie Herzklappenfehler oder eine Herzinsuffizienz auszuschließen, die ebenfalls zu einem zu langsamen Herzschlag führen können.
Aus welchem Grund birgt ein zu niedriger Puls Gefahren für den Betroffenen?
Im allerschlimmsten Fall kann ein zu niedriger Puls zu einem Herzstillstand führen. Außerdem kann der Arzt aber ebenso eine Herzinsuffizienz diagnostizieren, welche auf unterschiedliche Weise auftreten kann. Alle diese genannten Erkrankungen, sowie Folgen kann aber nur ein Mediziner richtig diagnostizieren. In den meisten Fällen ist allein ein niedriger Puls kein Grund zur Sorge und gilt demnach als völlig unbedenklich, so dass dieser auch keiner Behandlung bedarf.
Video: Bradykardie: Definition, Symptome, Ursachen, Therapie
Wie kann es zu einem zu niedrigen Puls kommen?
Häufig ist ein kranker Sinusknoten für einen zu niedrigen Puls verantwortlich. Dieser Knoten ist im Grunde der natürliche Herzschrittmacher oder auch der elektrische Taktgeber der Herzaktivitäten. Genauer gesagt, handelt es sich hier um eine Ansammlung spezialisierter Herzmuskelzellen, die demnach Herzfrequenz und somit den Pulsschlag simulieren.
Auch blockierte Erregungsleitungen, sowie eine AV-Knoten-Erkrankung können außerdem für einen zu niedrigen Puls sorgen. Seitens des Herzen gilt es aber ebenfalls das Vorhofflimmern nicht zu vergessen.
Keineswegs muss aber immer gleich das Herz mit zu niedrigen Pulswerten in Zusammenhang stehen. Ebenso können hier Arzneien, wie Digitalis, Clonidin, Diltiazem, Betablocker, wie Verapamil oder ein erhöhter Hirndruck dafür verantwortlich sein.
Hinzu kommen dann noch einige Krankheitsbilder, die den Stoffwechsel betreffen, die ebenso einen zu niedrigen Puls auslösen können. Mit entsprechenden Untersuchungen im Labor und einem EKG lassen sich meist alle diese Ursachen leicht abklären. Viele Mediziner nutzen in solchen Fällen auch die sogenannte Echokardiographie, wie Doppelsonographie und hören natürlich ebenfalls die Herztöne ab.
Sportlerherz vs. pathologische Bradykardie
Ein niedriger Puls ist nicht per se ein Warnsignal, besonders bei gut trainierten Menschen. Bei Ausdauerathleten spricht man vom sogenannten Sportlerherz, bei dem die Herzfrequenz in Ruhe oft auf 35 bis 50 Schläge pro Minute sinkt – eine sogenannte Sinusbradykardie, die physiologisch und ungefährlich ist. Das trainierte Herz weist ein höheres Schlagvolumen auf und pumpt somit pro Schlag mehr Blut, weshalb es weniger oft schlagen muss.
Problematisch und behandlungsbedürftig wird der langsame Herzschlag erst, wenn er trotz körperlicher Aktivität zu niedrig bleibt, nicht ausreichend ansteigt und Symptome wie Schwindel, Atemnot oder Leistungsschwäche verursacht. Die Unterscheidung zwischen einem gesunden Sportlerherz und einer krankhaften Bradykardie ist entscheidend für die Therapie.
Medikamentöse Ursachen und Wechselwirkungen
Eine häufige und reversible Ursache für einen zu niedrigen Puls ist die Einnahme bestimmter Medikamente. Dazu gehören insbesondere Betablocker (häufig verschrieben bei Bluthochdruck oder anderen Herzrhythmusstörungen), die die Herzfrequenz gezielt senken sollen, aber bei Überdosierung eine Bradykardie auslösen können.
Auch Kalziumantagonisten, Digitalispräparate zur Behandlung einer Herzinsuffizienz und einige Antiarrhythmika können die Erregungsleitung stören. Es ist ratsam, dass Betroffene bei Anzeichen eines zu langsamen Herzschlags immer ihren Arzt konsultieren, um die aktuelle Medikation zu überprüfen, da eine einfache Dosisanpassung oft schon Abhilfe schafft und einen Herzschrittmacher unnötig macht.
Was lässt gegen einen zu niedrigen Puls unternehmen?
In den meisten Fällen lässt sich ein zu niedriger Puls ganz leicht behandeln. Kommt es zu einem akuten Fall von zu niedrigen Pulswerten verschreibt der behandelnde Mediziner häufig Präparate, wie Atropin oder andere sogenannte Parasympatholytika. Manchmal kommt auch Adrenalin als Sympathomimetikum zum Einsatz. Besteht eine akute Gefahr gilt es außerdem eine Herzdruckmassage vorzunehmen.
Der Herzschrittmacher hingegen gilt als Ultima Ratio, allerdings wird dieser meist erst im Durchschnitt bei Patienten ab dem 75. Lebensjahr eingesetzt. Wobei es heute verschiedene Herzschrittmacher gibt. Einige lassen sich inzwischen auch in wenig invasiver Weise implantieren.
Fazit:
Auch ein zu niedriger Puls kann viele, verschiedene Ursachen haben. Wie bei zu hohen Pulswerten muss aber auch hier nicht immer vom Schlimmsten ausgegangen werden. Messen Sie Ihren Puls und dieser fällt stets zu niedrig aus, ist es ratsam einen Arzt aufzusuchen. Dieser wird verschiedene Untersuchungen vornehmen und in der Regel schnell feststellen, warum Ihre Werte so niedrig ausfallen. Ein zu niedriger Puls lässt sich meist recht einfach behandeln.
Quellen:
- Langsamer Herzschlag (Bradykardie) – Robert Bosch Krankenhaus
- Bradykardie: Symptome, Ursachen, Behandlung – netDoktor.de
- Nachgefragt: Experten erklären den Puls – Deutsche Herzstiftung
FAQ
Was genau versteht man unter einem niedrigen Puls oder Bradykardie?
Ein niedriger Puls, medizinisch als Bradykardie bezeichnet, liegt vor, wenn die Herzfrequenz eines erwachsenen Menschen in Ruhe unter 60 Schläge pro Minute sinkt. Obwohl dies bei trainierten Sportlern normal sein kann, deutet es bei anderen Personen oft auf eine Störung der Erregungsbildung oder -leitung des Herzens hin.
Welche Symptome weisen auf einen behandlungsbedürftigen niedrigen Puls hin?
Typische Symptome sind Schwindel, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und eine verminderte körperliche Belastbarkeit, da das Gehirn und andere Organe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Bei sehr langsamen Frequenzen kann es auch zu kurzen Bewusstlosigkeiten, sogenannten Synkopen, kommen, die sofort ärztliche Abklärung erfordern.
Was ist die häufigste Ursache für einen niedrigen Puls?
Die häufigste Ursache liegt in Störungen des natürlichen Taktgebers des Herzens, dem Sinusknoten, oder in einer gestörten Weiterleitung der elektrischen Impulse zwischen den Herzvorhöfen und -kammern. Dies kann durch Herzerkrankungen wie eine koronare Herzkrankheit oder altersbedingte Veränderungen verursacht werden.
Können Medikamente einen niedrigen Puls auslösen?
Ja, verschiedene Medikamentengruppen können die Herzfrequenz als Nebenwirkung verlangsamen; dazu gehören insbesondere Betablocker und einige Kalziumkanalblocker, die zur Behandlung von Bluthochdruck oder anderen Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden. Eine Dosisanpassung oder der Wechsel des Präparats kann hier oft Abhilfe schaffen.
Ist ein niedriger Puls bei Sportlern immer harmlos?
Bei Ausdauersportlern ist ein Ruhepuls von 40 bis 50 Schlägen pro Minute oft ein Zeichen für ein gesundes, sehr effizientes Sportlerherz und in der Regel ungefährlich. Dennoch sollte ein Kardiologe abklären, ob die Herzfrequenz bei körperlicher Belastung normal ansteigt und ob keine weiteren krankhaften Ursachen vorliegen.
Welche Hausmittel können helfen, den Puls zu steigern?
Bei einem nicht-krankhaften, leicht niedrigen Puls können belebende Maßnahmen wie der Konsum von Kaffee oder Tee (Koffein) sowie der Wechsel zwischen kaltem und warmem Wasser, beispielsweise durch Wechselduschen, kurzfristig anregend wirken. Diese Methoden ersetzen jedoch keine ärztliche Behandlung, wenn eine behandlungsbedürftige Bradykardie vorliegt.
Welche diagnostischen Schritte sind bei Verdacht auf Bradykardie notwendig?
Der Arzt wird zunächst ein EKG durchführen, um die Herzstromkurve und den Rhythmus zu beurteilen, wobei oft auch ein Langzeit-EKG über 24 Stunden notwendig ist. Ergänzend können ein Herzultraschall (Echokardiographie) und Blutuntersuchungen zur Abklärung von Schilddrüsenfehlfunktionen oder Elektrolytstörungen sinnvoll sein.
Wann muss ein niedriger Puls unbedingt durch einen Herzschrittmacher behandelt werden?
Ein Herzschrittmacher wird notwendig, wenn der niedrige Puls krankhaft bedingt ist, zu ausgeprägten Beschwerden wie häufigem Schwindel oder Bewusstlosigkeit führt und andere therapeutische Ansätze ausgeschöpft sind. Dieses Gerät gibt elektrische Impulse ab, um sicherzustellen, dass das Herz stets mit einer ausreichenden Frequenz schlägt.
Kann eine Schilddrüsenunterfunktion einen niedrigen Puls verursachen?
Ja, eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) verlangsamt viele Stoffwechselprozesse im Körper, was auch zu einer verminderten Aktivität des Sinusknotens und damit zu einem langsamen Herzschlag führen kann. Die Behandlung der Schilddrüsenfehlfunktion bessert in diesem Fall häufig auch die Herzrhythmusstörung.
Welche Vorsorgemaßnahmen gibt es, um einer Bradykardie vorzubeugen?
Zur allgemeinen Herzgesundheit und zur Vermeidung einer krankhaften Bradykardie sind ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, moderater, regelmäßiger körperlicher Aktivität und der Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum wichtig. Bestehende chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck sollten stets optimal behandelt werden, um das Herz zu schützen.
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