Muskelhartspann: Diagnose und Therapie
Was bedeutet Muskelhartspann und Muskelverhärtung?
Muskelhartspann, auch als Myogelosen oder Muskelhärte bekannt, beschreibt tastbare Muskelverhärtungen, die durch anhaltende Muskelanspannung entstehen. Häufige Ursachen sind einseitige Bewegungen, Überlastung oder Fehlhaltungen im Alltag oder Sport. Diese Verspannungen führen zu Durchblutungs- und Stoffwechselstörungen, wodurch Schmerzen und Bewegungseinschränkungen entstehen können. Die Diagnose erfolgt durch eine körperliche Untersuchung, da verhärtete Muskelfasern oft gut tastbar sind. Die Behandlung umfasst physikalische Therapie, Krankengymnastik, Ergotherapie und in manchen Fällen medikamentöse Ansätze. Auch Akupunktur hat sich bewährt. Eine frühzeitige Therapie ist entscheidend, um langfristige Schäden der Muskelfasern zu verhindern.

Das Wichtigste in Kürze
- Ursachen: Muskelhartspann entsteht durch Überlastung, Fehlhaltungen oder Bewegungsmangel.
- Symptome: Druckschmerz, Bewegungseinschränkungen und Verspannungen in bestimmten Muskelgruppen.
- Diagnose: Ertasten verhärteter Muskelstränge, ergänzende Untersuchungen bei Verdacht auf Stoffwechsel- oder Wirbelsäulenprobleme.
- Behandlung: Wärme, Massagen, Krankengymnastik, Akupunktur und in schweren Fällen Medikamente.
- Prävention: Ausgleichende Bewegung, ergonomische Anpassungen im Alltag und regelmäßige Dehnübungen.
Ursache für Muskelhartspann
Muskelhartspann kann durch viele Anlässe entstehen. Oft kommt es zur Dauerbeanspruchung der Muskulatur, insbesondere bei einseitigen Bewegungsabläufen während der Arbeit oder beim sportlichen Training. Es kommt zu lokalen Durchblutungsstörungen sowie einer Stoffwechselstörung. Bei Muskelhartspann wird zunächst vermehrt Laktat angehäuft. Dadurch entstehen Schwellungen der Muskelfasern sowie später ein Abbau der einzelnen Muskelfibrillen.
Diagnose bei Muskelhartspann
In der Regel sind die Muskelverhärtungen unter der Haut in der Muskulatur gut tastbar. Sie sind meist sehr druckschmerzhaft und lassen sich verschieben. Vom Tastbefund lassen sich noch Fettgewebsgeschwülste gut unterscheiden.
Klinische Untersuchung bei Muskelhartspann
Ihr Arzt wird zunächst eine genaue Anamnese (Krankheitsgeschichte) mit Ihnen besprechen. Er wird auf die Ursache der Entstehung zu sprechen kommen. Er wird Sie zu einseitigen Belastungen im Beruf, Alltag oder beim Sport befragen. Dies liefert oft schon gute Hinweise zur Entstehung von Muskelhartspann. Diese sind meist an exponierten Stellen zu tasten.
Auch bei degenerativen Veränderungen im Bereich der Wirbelsäule oder an den Gelenken aber auch bei Fehlstellungen ist der Muskelhartspann über den entsprechenden Muskelabschnitten zu tasten.
Bei der Fibromyalgie, dem sogenannten Weichteilrheumatismus, tritt Muskelhartspann gehäuft auf, ebenso bei der generalisierten Tendopathie (Schmerzen an den Sehnenansätzen).
Sollten Hinweise auf bösartige Erkrankungen bestehen, werden weitere Untersuchungen wie Ultraschall, Computer- oder Kernspintomographien notwendig.
In der Regel ist aber eine Röntgenuntersuchung nicht notwendig.
Bei Hinweisen auf Stoffwechselerkrankungen werden ggf. noch weiterführende Laboruntersuchungen erfolgen.
Therapie bei Muskelhartspann
In der Regel sollte Muskelhartspann möglichst früh behandelt werden, bevor es zu Veränderungen im Bereich der Muskelfasern kommt.
Physikalische Therapie bei Muskelhartspann:
Es werden Wärme-Anwendungen sowie Massagen eingesetzt, evtl. auch durchblutungsfördernde und muskelentspannende Therapie. Bewährt haben sich hier Ultraschall, Packungen und Interferenz.
Krankengymnastik bei Muskelhartspann:
Die Krankengymnastik konzentriert sich auf die Ursachen der Muskelhartspann bildung, z. B. Muskelungleichgewichte, degenerative Veränderungen oder Fehlstellungen. Diese werden entsprechend behandelt. Zunächst ist es wie bei der physikalischen Therapie notwendig, detonisierende (muskelentspannende) Maßnahmen einzusetzen. Sehr bewährt hat sich hier die heiße Rolle.
Medikamentöse Behandlung bei Muskelhartspann:
Bei starken Beschwerden können sowohl Schmerzmittel als auch muskelentspannende Mittel eingesetzt werden. Über die entsprechenden Nebenwirkungen sollten Sie sich mit Ihrem behandelnden Arzt beraten, auch sollten Sie alle Medikamente aufführen, die Sie einnehmen, um unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen auszuschließen.
Ergotherapie bei Muskelhartspann:
Nach der akuten Schmerzsymptomatik sollten im Rahmen der Ergotherapie Hilfen für den Alltag und den Beruf vermittelt werden. Im Vordergrund steht der Gelenkschutz. Die Situation am Arbeitsplatz, im Alltag und beim Sport ist zu analysieren, um Fehlhaltungen und monotone Zwangshaltungen zu vermeiden. Auch hier stehen der Ergotherapie viele Hilfsmittel zur Verfügung.
Akupunktur bei Muskelhartspann:
Auch die Akupunktur hat sich zur Schmerzbehandlung und Muskelentspannung gut bewährt.
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Medizinische Trainings-Therapie (MTT) bei Muskelhartspann:
Ergänzt wird die krankengymnastische Übungsbehandlung bei Muskelhartspann durch die MTT. Die Muskulatur wird an speziellen Fitnessgeräten unter Aufsicht von geschulten Physiotherapeuten aufgebaut. Im Rahmen der Sporttherapie können falsche Trainingsmethoden korrigiert werden.
Operationen werden bei Muskelhartspann nicht notwendig.
Video: Mygelosen – Verspannungen und Schmerzen selber lösen
Ergänzende Maßnahmen zur Prävention von Muskelhartspann
Muskelhartspann lässt sich oft durch gezielte Prävention vermeiden. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist regelmäßige Bewegung. Besonders Ausgleichssportarten wie Schwimmen, Yoga oder gezielte Dehnübungen helfen, Muskelverspannungen vorzubeugen. Eine korrekte Körperhaltung im Alltag spielt ebenfalls eine große Rolle. Wer lange sitzt, sollte regelmäßig aufstehen und Bewegungsübungen durchführen. Ein ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz mit richtiger Sitzhaltung und passender Bildschirmhöhe reduziert einseitige Belastungen. Zudem ist es ratsam, regelmäßige Pausen in den Arbeitsalltag zu integrieren, um die Muskulatur zu entspannen.
Auch die Ernährung beeinflusst die Muskelgesundheit. Eine ausreichende Magnesium- und Eiweißzufuhr trägt dazu bei, Verspannungen zu minimieren. Besonders Lebensmittel wie Nüsse, Bananen, Hülsenfrüchte und mageres Fleisch sind hierfür geeignet. Wer häufig unter Muskelhartspann leidet, sollte zudem auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, da Dehydrierung Muskelkrämpfe begünstigen kann.
Schließlich kann auch Stressabbau durch Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder Meditation hilfreich sein. Chronischer Stress führt zu einer dauerhaften Anspannung der Muskulatur, was langfristig Muskelverhärtungen begünstigt.
Wann sollte man bei Muskelhartspann einen Arzt aufsuchen?
Obwohl Muskelhartspann meist harmlos ist, gibt es Fälle, in denen eine ärztliche Untersuchung ratsam ist. Dazu gehören:
- Lang anhaltende oder sich verschlimmernde Schmerzen trotz Selbstbehandlung.
- Begleitende Symptome wie Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen, da dies auf eine Nervenbeteiligung hinweisen könnte.
- Plötzlicher Muskelhartspann ohne ersichtlichen Grund, was auf eine Grunderkrankung wie eine Stoffwechselstörung oder neurologische Probleme hindeuten kann.
- Muskelverhärtungen, die sich nicht verbessern, trotz Ruhe, Wärme und Massagen.
In diesen Fällen kann ein Arzt gezielte Untersuchungen wie eine Ultraschalluntersuchung oder eine neurologische Testung durchführen, um schwerwiegende Ursachen auszuschließen.
Alternative Behandlungsmethoden bei Muskelhartspann
Neben klassischer Physiotherapie und Massagen gibt es auch alternative Methoden, die Muskelhartspann lindern können. Eine davon ist die Faszientherapie, bei der gezielte Massagetechniken angewendet werden, um verklebte Bindegewebsstrukturen zu lösen. Studien haben gezeigt, dass Faszien eine entscheidende Rolle bei Muskelverhärtungen spielen, weshalb regelmäßiges Faszientraining helfen kann.
Ein weiteres alternatives Verfahren ist die Schröpftherapie, bei der durch Vakuumtechnik die Durchblutung gefördert wird. Auch die Triggerpunkt-Therapie kann helfen, indem gezielt Druck auf verhärtete Muskelstränge ausgeübt wird, um Verspannungen zu lösen.
Für Menschen mit chronischem Muskelhartspann kann auch die Biofeedback-Therapie sinnvoll sein. Dabei lernen Betroffene, ihre Muskelspannung bewusst wahrzunehmen und gezielt zu entspannen.
Quellen:
- Dieterich, A.V., et al. (2020). „Shear wave elastography reveals different degrees of passive and active stiffness of the neck extensor muscles“. European Journal of Applied Physiology[1]
- Brügger, A. (1980). „Die Erkrankungen des Bewegungsapparates und seines Nervensystems“. Stuttgart: G. Fischer Verlag[2]
- Brückle, W., et al. (1990). „Gewebe-pO2-Messung in der verspannten Rückenmuskulatur (m. erector spinae)“. Z Rheumatol[2]
- Dieterich, A.V., et al. (2022). „Gefühlt steif … und objektiv? Kann man Muskelverspannungen messen?“. manuelletherapie[3]
- Mense, S. (2000). „Neurobiologie des Muskelschmerzes“. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin[4]