Thrombosestrümpfe – Anwendung, Wirkung und wie anziehen?
Wie sinnvoll sind Thrombosestrümpfe?
Keiner mag sie, doch manchmal können Sie auch Leben retten: Thrombosestrümpfe. Gerade nach Operationen sind sie angesagt. So bilden sich im geschwächten Körper keine Thrombosen, die lebenswichtige Blutgefäße verstopfen können. Einige Erkrankungen erfordern aber auch das Tragen im Alltag. Dieser Ratgeber klärt auf über Bedarf und die richtige Handhabung.
Warum Thrombosestrümpfe
Thrombosestrümpfe sind sehr fest gearbeitet und verengen die Beinvenen, damit sich erst gar keine Thrombosen bilden und festsetzen können. Thrombosen sind Verklumpungen im Blut, die, gelangen Sie zum Herzen oder ins Gehirn, für Verstopfungen sorgen. Herzinfarkt und Schlaganfall sind die möglichen Folgen bis hin zum Tod. Eine effektive Gegenmaßnahme bilden Thrombosestrümpfe. Doch müssen einige Voraussetzungen beachtet werden, damit sie ihre volle Wirksamkeit entfalten können.
Es gibt zwar auch im freien Handel Thrombosestrümpfe zu kaufen, doch sind es keine Originale. Eine ausreichende Wirksamkeit kann hierbei also nicht erwartet werden. Die richtigen Thrombosestrümpfe kann nur der Arzt verschreiben, denn nur er kann feststellen, welche Form benötigt wird.
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Wann Thrombosestrümpfe nötig sind
Thrombosestrümpfe schützen die Beinvenen und werden vom Arzt nur bei Thrombosegefahr verschrieben. Vorerkrankungen machen Beinvenen anfällig, sodass die Risikofaktoren berücksichtigt werden müssen. Mögliche Vorerkrankungen sind Thrombosen, Venenschwächen sowie Durchblutungsstörungen.
Ausgelöst werden diese häufig durch das Rauchen oder ein starkes Übergewicht. Aber auch familiäre Vorbelastungen machen das Tragen von Thrombosestrümpfen unerlässlich. Doch erst im Einzelfall entscheidet sich der Arzt für oder gegen eine Verschreibung.
Apotheken und Fachgeschäfte für Sanitätsbedarf
In diesen beiden Geschäften können Sie Thrombosestrümpfe auf Rezept bekommen. Bitte beachten Sie: Die freiverkäuflichen Thrombosestrümpfe dienen vielleicht der Vorbeugung von Verklumpungen im Blut bei mehrstündigen Reisen im Flugzeug oder Bus, bei denen Sie sich über eine längere Zeit nicht ausreichend bewegen können und das Blut somit nicht ausreichend zirkulieren kann.
„Echte“ Thrombosestrümpfe hingegen werden speziell für jeden Patienten angefertigt. Daher können sie auch kaum an andere Personen weitergegeben werden – es sei denn, die Maße stimmen exakt überein und die Strümpfe sind noch nicht ausgeleiert.
Wichtig noch bei einer umfangreichen Gewichtsveränderung: Hier verändert sich der Umfang des Unterschenkels, daher müssen Thrombosestrümpfe in einem solchen Fall neu angepasst und gefertigt werden.
Verschiedene Klassen von Thrombosestrümpfen
Der Einfachheit halber werden Thrombosestrümpfe in Klassen eingeteilt. Diese Klassen richten sich nach der Art der Schutzwirkung. So bietet beispielsweise Klasse I einen geringen Halt für die Venen, während Klasse II schon Krampfadern entgegenwirkt. Nur der Arzt kann entscheiden, welche Klasse angesagt ist.
Kompressionsklassifizierung Thrombosestrümpfe |
· Klasse I: Einsatz bei geringfügigen Venenproblemen |
· Klasse II: wirkt Krampfadern entgegen |
· Klasse III: eine chronische Venenschwäche macht die Verschreibung erforderlich |
· Klasse IV: starke Venenbeschwerden sowie ein Lymphödem erfordern diese hohe Klassifizierung |
Die möglichen Längen von Thrombosestrümpfen reichen von Kniehöhe bis zur Mitte des Oberschenkels. Die Größe des Venenproblems bestimmt die Länge der Strümpfe – das gibt bereits Anhaltspunkte. Eine umfangreiche Anamnese lässt den Arzt entscheiden, welche Länge er verschreibt.
Die sind doch so hässlich?!
Alles, was gesund ist muss nicht zwangsläufig hässlich sein. Liebe Damen, lassen Sie sich das gesagt sein. Vielleicht war das zu früheren Zeiten bei Thrombosestrümpfen der Fall, doch heute gibt es sie in zahlreichen Farben. Sie passen sich der Alltagskleidung an und ihren thromboseverhindernden Zweck sieht man ihnen nicht an.
Die Wünsche zahlreicher Nutzerinnen brachte die „Designer“ dazu, das Aussehen der Mode anzupassen, sodass sie mit bloßem Auge kaum von herkömmlichen Strümpfen zu unterscheiden sind. Mittlerweile sind sie sogar mit Spitzensaum erhältlich. Lediglich die Männerwelt liebt es unauffällig und herkömmlich.
Über die Tragedauer
Die Art der Vorerkrankung entscheidet über die Tragedauer von Thrombosestrümpfen. Letztendlich macht der behandelnde Arzt die Zeitvorgabe. Auch eine nachträgliche zeitliche Anpassung ist möglich – das entscheiden die ärztlichen Zwischenkontrollen. Ein frühzeitiger und positiver Effekt setzt möglicherweise die Tragedauer herab.
Aber auch der umgekehrte Fall kann eintreten, nämlich dann, wenn sich der gewünschte Effekt einfach nicht oder nur verzögert einstellen will. Schwere Venenprobleme können das lebenslange Tragen von Thrombosestrümpfen erforderlich machen, wohingegen kleine Operationen an den Venen nur wenige Tage erforderlich machen.
Wann haben die alten Thrombosestrümpfe ausgedient?
Verlieren die alten Thrombosestrümpfe ihre Wirkung, d. h. die nötige Kompression lässt zu wünschen übrig, müssen neue her. In der Regel ist das zweimal im Jahr der Fall (sofern eine solch lange Tragedauer vorgesehen ist). Manchmal verschreibt der Arzt auch gleich mehrere Paar, die abwechselnd getragen werden können. Das relativiert die Wirksamkeitsdauer.
So reinigen Sie Thrombosestrümpfe richtig
Da Thrombosestrümpfe Tag für Tag ohne Unterbrechung getragen werden, bedürfen sie der regelmäßigen und besonderen Pflege. Idealerweise verschreibt der Arzt gleich zwei Paar, damit sie abwechselnd gewaschen werden können bzw. zur Verfügung stehen. Für die Wäsche ist die Reinigung per Hand im Waschbecken angesagt.
Die Waschmaschine würde das Gewebe aufgrund der regen Trommelbewegung zu sehr schädigen. Die Folge wäre ein ausgeleiertes Strickgewebe. Verwenden Sie für die Reinigung ein hautfreundliches Waschmittel oder ein einfaches Haarshampoo. Eine spezielle Pflegesubstanz ist nicht notwendig. Gut durchwaschen und klar nachspülen. Etwas ausdrücken und zum Trocknen aufhängen. Bitte nicht in den Wäschetrockner stecken, sondern an der Luft trocknen lassen.
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Nicht leicht anzuziehen – so gelingt’s
Thrombosestrümpfe werden aufgrund Ihrer Kompressionswirkung getragen. Zwangsläufig sind sie daher nicht ganz einfach anzuziehen, denn sie müssen sehr eng sitzen. Daher ist das verwendete Material nicht besonders dehnfähig. Frisch gewaschene Thrombosestrümpfe müssen vollständig trocken sein, bevor sie erneut angezogen werden. Die Beine sollten nach dem Duschen oder Baden ebenfalls wieder ganz trocken sein.
Verzichten Sie auch auf eine Hautcreme, da die Haut sonst den nötigen Widerstand vermissen lässt. Zwar gibt es mittlerweile Modelle, die sich leichter anziehen lassen und auch Anziehhilfen erleichtern das Anlegen. Sie sorgen dafür, dass der Strumpf Zentimeter für Zentimeter nach oben gezogen werden können. Der perfekte Sitz ist Voraussetzung für die gewünschte Wirkung.
Doch es geht auch ohne Anziehhilfe und besondere anziehfreundliche Modelle. Klassische Thrombosestrümpfe sind nicht leicht anzulegen.
So ziehen sie Thrombosestrümpfe auch ohne Anziehhilfe an:
- Fassen Sie durch die Beinöffnung in den Strumpf hinein und ergreifen Sie die Ferse.
- Ziehen Sie ihn an der Ferse auf links.
- Bis zur Ferse ziehen Sie den Kompressionsstrumpf nun über den Fuß.
- Nun fassen Sie das Gewebe der oberen Lage genau in der Mitte des Fußes.
- Heben Sie diese Gewebefalte über die Ferse.
- Fassen Sie nun nach dem herunterhängenden Material (mit beiden Händen).
- Ziehen Sie es so weit wie möglich über den Unterschenkel.
- So gehen Sie Etappe für Etappe vor, bis Sie beim Knie angelangt sind.
- Fassen Sie das Strickgewebe erneut nach und ziehen es über das Knie.
- Arbeiten Sie sich auf diese Weise bis zur erforderlichen Höhe.
- Zum Abschluss prüfen Sie den kompletten Thrombosestrumpf auf faltenfreien und korrekten Sitz.
Anziehhilfen
Es gibt einige Gerätschaften und Hilfsmittel, die das Anziehen von Thrombosestrümpfen erleichtern. Die Palette geht von Textil- und Gummihandschuhen bis hin zu Metallgestellen, in die das Bein hineingestellt wird. Über das Metall rutscht das Gestrick wie von alleine.
In der richtigen Höhe wird das Gestell einfach entfernt und der Strumpf sitzt wie angegossen. Umgekehrt gibt es auch Ausziehhilfen, die wie mit einem Greifarm den Strumpf nach unten schieben und effektiv das Ausziehen des venenkomprimierenden Gewebes erleichtern. Das ist vor allem bei Rückenproblemen hilfreich, denn ein Bücken und Hinuntergreifen ist nicht notwendig.
Ein wenig Übung
Es bedarf nur ein wenig Übung, um Kompressions- bzw. Thrombosestrümpfe an- und auszuziehen. Schnell wird der Vorgang zur täglichen Routine. Wer es nicht mehr alleine schafft, braucht eine helfende Hand, die jedoch ebenso schnell die Übung erwirbt. Was zu mühsam ist, kann mit einfachen Hilfsmitteln wesentlich erleichtert werden.
Doch eines sollte beachtet werden: Ernsthafte Venenproblematiken bedürfen der Abklärung durch den Facharzt, der dann ein entsprechendes Rezept ausstellt. Frei verkäufliche Kompressionsstrümpfe liefern keine ausreichende Unterstützung. Es gibt sie nur in verschiedenen, aber einheitlichen Größen. Sie sind keinesfalls ausreichend angepasst und liefern auch nicht die gewünschte Kompressionsstärke.
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