Darmverschlingung: Symptome, Entstehung und Behandlung von Volvulus
Was passiert bei einer Darmverschlingung?
Eine Darmverschlingung (Volvulus) ist eine ernsthafte Erkrankung, bei der sich Teile des Darms um sich selbst drehen oder ineinanderschieben, wodurch die Durchblutung gestört und die Verdauung blockiert wird. Ohne schnelle Behandlung droht ein lebensbedrohlicher Darmverschluss. In diesem Ratgeber erfahren Sie alles über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten einer Darmverschlingung. Zudem erhalten Sie wertvolle Tipps zur Vorbeugung.

Das Wichtigste in Kürze
- Definition: Eine Darmverschlingung ist eine Verdrehung oder Einstülpung eines Darmabschnitts, die den Verdauungstrakt blockiert.
- Symptome: Typische Anzeichen sind starke Bauchschmerzen, Blähungen, Erbrechen(möglicherweise von Galle oder Kot) und ein aufgeblähter Bauch.
- Ursachen: Möglich sind angeborene Fehlbildungen, Vernarbungen, Tumore oder entzündliche Darmerkrankungen.
- Behandlung: Ein Volvulus erfordert meist eine Notoperation. In einigen Fällen helfen Medikamente oder eine spezielle Ernährung.
- Gefahr: Unbehandelt kann eine Darmverschlingung zu einem vollständigen Darmverschluss, Gewebeschäden und einer potenziell tödlichen Blutvergiftung führen.
Sämtliche Lebensmittelbestandteile werden im Darm zersetzt, verwertet und ausgeschieden. Die Mineral- und Nährstoffversorgung des Organismus ist von einer guten Funktionalität des Darms abhängig. Aufgrund einer Darmverschlingung kann es jedoch zu Funktionsstörungen kommen. Im schlimmsten Fall kann das sogar lebensgefährlich werden – es droht Darmverschluss. Dieser Ratgeber klärt auf über Ursachen und Therapieansätze bei einer Darmverschlingung.
So entsteht eine Darmverschlingung (Vovolus)
Der Darm besteht aus unterschiedlichen Abschnitten mit ebenso unterschiedlichen Aufgabenbereichen. Zum besseren Verständnis seien hier Aufbau und Funktion des Verdauungstraktes kurz erklärt – in seiner gesamten Länge:
Nach dem Herunterschlucken landet die Nahrung im Magen, von wo aus sie in den bis zu sechs Meter langen Dünndarm (Instestinum tenue) gelangt. Dieser setzt sich aus drei Teilen zusammen: Zwölffingerdarm (Duodenum), Leerdarm (Jejunum) und Krummdarm (Ileum). Der Dünndarm ist für die Zersetzung des Nahrungsbreis zuständig.
Enzyme, die sich bereits im Dünndarm befinden, helfen bei der Aufspaltung. Mittels reichlich Flüssigkeit, die im Laufe des Tages zugeführt werden sollte, wird der Nahrungsbrei aufgeweicht, was den reibungslosen Ablauf der Zersetzung sichert. Am Ende dieser Passage wandern Vitamine, Mineralien und Spurenelemente aus der Nahrung im Blutkreislauf, von wo aus sie mit Hilfe des Blutes an die bedürftigen Stellen des Organismus transportiert werden.
Direkt an den Dünndarm schließt sich der Dickdarm (Intestinum crassum) an. Sein Durchmesser übersteigt den des Dünndarms, die Länge jedoch liegt bei max. 1,5 m. Dieser Darmabschnitt ist zuständig für die Ausscheidung von nicht verwertbaren Nahrungsbestandteilen (Ballaststoffe). Doch ungefiltert bleibt der Nahrungsbrei in diesem Bereich nicht. Ein letztes Mal werden verwertbare Stoffe entzogen, bevor die Reste in den Mastdarm (Rektum) gelangen.
Nun kann es geschehen, dass sich bestimmte Darmabschnitte ineinander verschlingen und verknoten, dann spricht man von einer Darmverschlingung (Vovulus). Die Darmtätigkeit kann an der betroffenen Stelle nicht fortgesetzt werden.
Die möglichen Folgen: Darmverschluss, Verstopfung, Bauchschmerzen. Wird die Darmverschlingung nicht schnell genug erkannt und behandelt, kann es zu dauerhaften Schäden kommen, da Blut und Nahrung nicht weiter passieren können. Im schlimmsten Fall stirbt der betroffene Darmabschnitt ab – es droht Lebensgefahr!
Die vielen Darmschlingen können sich aufgrund ihrer Krümmungen und Wölbungen leicht ineinander verheddern. Besonders schnell betroffen sind Kinder, deren Darmbestandteile noch weich und anfällig sind. Daher tritt ein Volvulus vorwiegend bei Säuglingen und Kleinkindern auf. Grundsätzlich lassen sich Darmverschlingungen in zwei Formen aufteilen:
Die Achsendrehung
Hierbei verdreht sich die betroffene Darmschlinge um die eigene Achse. Im schlimmsten Fall legt sie sich vollkommen verdreht um eine weitere Windung und stoppt deren Blutzufuhr. Diese Form kann sowohl im Dünn-, als auch im Dickdarm auftreten.
Die Invagination
Bei dieser Form der Darmverschlingung ist nichts verdreht, doch stülpt sich ein Stück des Darms in ein anderes hinein. Das blockiert die Darmwände und verursacht einen Blutstau sowie Schwellungen. Diese Art der Darmverschlingung ist überwiegend dem Dünndarm vorbehalten.
Gefahr in beiden Fällen
Beide Variationen können zu einem lebensgefährlichen Darmverschluss führen. Warum eine Darmverschlingung so gefährlich ist, erklärt vielleicht die Tatsache, dass umliegende Organe mit Hilfe des Blutes nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden können und auch der Nahrungsbrei einem Stau ausgesetzt ist.
Die Gründe für eine Darmverschlingung
Für eine Darmverschlingung gibt es mehrere Ursachen. Schon vorgeburtlich ergibt sich eine erste Möglichkeit. Man nennt sie die vorgeburtliche Malrotation.
Vorgeburtliche Malrotation
Bei der Entwicklung des Ungeborenen im Verlauf der Schwangerschaft kann sich der Darm in die Nabelschnur hineinschieben. Er entwickelt sich zwar weiter zu seiner vollen Länge und verlagert sich dann in den Bauchraum des Kindes zurück. Hierbei kann es jedoch zu einer falschen Positionierung der Darmschlingen – Malrotation genannt – in der Bauchhöhle kommen. Sie liegen vollkommen verdreht und provozieren einen Volvulus.
Darmentzündung
Entzündetes Darmgewebe kann seine stabile Lage im Bauchraum verlieren. So kommt es zu Verdrehungen und Verschlingungen. Eine Darmentzündung wird durch Bakterien oder durch Abwehrreaktionen des im Darm befindlichen Immunsystems verursacht.
Darmkarzinom
Ein Darmkarzinom kann schnell wachsen und zu Verstopfungen und Darmverschlingungen bis hin zu Darmverschlüssen führen. Das Wachstum hemmt den Transport des Nahrungsbreis und stört die Durchblutung der Darmwände. Hier hilft als letzte Maßnahme nur noch ein chirurgischer Eingriff.
Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose
In diesem Fall ist es eine Stoffwechselerkrankung, die das gebremste Vorwärtskommen des Nahrungsbreis verursacht. Infolgedessen kommt es zu Verstopfungen. In einem Darmabschnitt staut sich der Brei, während andere Darmabschnitte wie leergefegt sind.
Für eine mögliche Darmverschlingung ein gefährlicher Bewegungsspielraum. Eine weitere Option ist, dass sich obenliegende Darmteile über den verstopften Abschnitt stülpen. In jedem Fall droht ebenfalls der lebensgefährliche Darmverschluss.
Therapiemaßnahmen bei Darmverschlingung
Bauchschmerzen, Blähungen, Druckschmerzen im Oberbauch und Aufstoßen sind klassische Begleiterscheinungen bei vielen Magen-Darm-Beschwerden. Daher wird auch zunächst nicht von einer Darmverschlingung ausgegangen. Doch beim Erbrechen von Galle und/oder Kot sieht die Sache schon anders aus.
Schnell erhärtet sich der Verdacht auf Volvulus, was erst durch ein Röntgenbild oder Ultraschall Bestätigung findet. Schwerwiegende Symptome erfordern schnelles Handeln: beim Erbrechen von Kot ist eine sofortige Notoperation angesagt, in dessen Verlauf dann die Diagnose gestellt wird. Doch es gibt noch andere Möglichkeiten, einen Volvulus zu behandeln:
Chirurgie
Der Darm wird in seine ursprüngliche Lage zurückversetzt und fixiert. Liegt möglicherweise ein Verschluss vor, wird die Blockade beseitigt. Bei einem Darmkrebs können befallene Darmteile unter Umständen auch entfernt werden. Doch ein chirurgischer Eingriff ist immer die letzte Möglichkeit, eine Darmverschlingung zu beseitigen. Allerdings ist es die einzige Option, wenn Symptome wie Koterbrechen vorliegen.

Medikation
Ein sogenannter funktioneller Darmverschluss als Folge einer Darmverschlingung liegt dann vor, wenn die Muskulatur des Darms aufgrund der Verschlingung stark eingeschränkt oder gar gelähmt ist. Medikamente mit Wirkstoffen wie Hämarginat, Cannabinoid-Antagonisten und Neostigmin sind hier die Mittel der Wahl.
Wie kann man einer Darmverschlingung vorbeugen?
Eine gesunde Lebensweise kann das Risiko einer Darmverschlingung erheblich reduzieren. Der wichtigste Faktor ist eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten. Ballaststoffe sorgen für eine geregelte Verdauung und verhindern Verstopfungen, die eine Darmverschlingung begünstigen könnten. Ebenso wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr – mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser täglich sind ideal, um den Darm geschmeidig zu halten.
Auch regelmäßige Bewegung unterstützt die Darmgesundheit. Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Yoga fördern die natürliche Darmperistaltik und verhindern Stauungen im Verdauungssystem. Zudem sollten stark verarbeitete Lebensmittel, übermäßiger Alkoholkonsum und fettige Speisen vermieden werden, da sie den Darm träge machen können.
Wer bereits unter chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Reizdarm leidet, sollte besonders auf eine ärztlich empfohlene Ernährungsweise achten. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, kleinere, häufigere Mahlzeiten zu sich zu nehmen, um den Darm nicht zu überlasten.
Für Menschen mit Narbengewebe oder früheren Operationen im Bauchraum ist es ratsam, sich regelmäßig ärztlich untersuchen zu lassen, um Verwachsungen frühzeitig zu erkennen. Durch eine bewusste Lebensweise kann also vielen Risikofaktoren einer Darmverschlingung vorgebeugt werden.
Alternative Behandlungsmöglichkeiten neben der Operation
In einigen Fällen kann eine Darmverschlingung ohne chirurgischen Eingriff behoben werden. Hierbei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, etwa die Schwere der Erkrankung, der betroffene Darmabschnitt und der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten.
Eine nicht-invasive Methode ist die endoskopische Detorsion, bei der ein Arzt mithilfe eines flexiblen Schlauchs (Endoskop) versucht, die Verdrehung des Darms zu lösen. Diese Technik ist besonders bei einer Sigmadarmverschlingung (Volvulus im unteren Dickdarm) erfolgversprechend.
Medikamente können unterstützend eingesetzt werden, um die Darmbewegung anzuregen. Besonders bei funktionellen Darmverschlüssen, die durch eine Lähmung der Darmmuskulatur entstehen, sind Wirkstoffe wie Neostigmin hilfreich. In leichten Fällen kann auch eine gezielte Flüssigkeitszufuhr über eine Infusion helfen, den Darm wieder in Gang zu setzen.
Bei chronischen oder wiederkehrenden Problemen kann zudem eine spezielle Ernährungstherapie sinnvoll sein. Ärzte oder Ernährungsberater empfehlen oft eine leicht verdauliche Kost, die wenig Blähstoffe enthält und den Darm nicht unnötig belastet.
Auch alternative Methoden wie Akupunktur oder osteopathische Behandlungen werden in einigen Fällen angewendet, um die natürliche Darmbewegung zu fördern. Diese Ansätze sind jedoch wissenschaftlich nicht eindeutig belegt und sollten nur in Absprache mit einem Arzt in Betracht gezogen werden.
Quellen:
- Deutsches Register Klinischer Studien: „Untersuchung der neurohistomorphologischen Veränderungen der Colon- bzw. Rektumwand und deren Genese bei Patienten mit einer Darmentleerungsstörung“ https://drks.de/search/de/trial/DRKS00025977
- Schön Klinik: „Darmverschluss: Behandlung des Ileus“ https://www.schoen-klinik.de/darmverschluss/behandlung
- Kantonsspital Winterthur: „Darmverschluss / Ileus – Diagnose & Behandlung“ https://www.ksw.ch/gesundheitsthemen/darmverschluss-ileus/
- Gelbe Liste: „Darmverschluss (Ileus)“ https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/darmverschluss-ileus
- Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten: „S2k-Leitlinie Chronische Obstipation“ https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/021-019l_S2k_Chronische_Obstipation_2013-06-abgelaufen.pdf
FAQ
Wie äußert sich eine Darmverschlingung?
Eine Darmverschlingung kann sich auf verschiedene Weisen bemerkbar machen. Typische Symptome sind starke Bauchschmerzen, die plötzlich auftreten und sich zunehmend verschlimmern können. Diese Schmerzen können krampfartig sein und häufig im Bereich des Bauchnabels oder im Unterbauch auftreten. Begleitet werden die Schmerzen oft von Übelkeit, Erbrechen, Blähungen und einem aufgeblähten Bauch. In einigen Fällen kann es auch zu Verstopfung oder einem verminderten Stuhlgang kommen.
Ist eine Darmschlinge gefährlich?
Ja, eine Darmverschlingung ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die sofortige medizinische Hilfe erfordert. Wenn der Darm sich verdreht oder einklemmt, kann dies den Blutfluss im Darm beeinträchtigen und zu einer Gewebeschädigung führen. Ohne eine rechtzeitige Behandlung kann dies zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Darmdurchbruch, Bauchfellentzündung oder Sepsis führen.
Wie wird eine Darmverschlingung diagnostiziert?
Die Diagnose einer Darmverschlingung erfordert in der Regel eine gründliche körperliche Untersuchung, eine Anamneseerhebung und verschiedene bildgebende Verfahren. Der Arzt wird den Bauch abtasten, um nach Verhärtungen oder Schwellungen zu suchen. Darüber hinaus können Bluttests durchgeführt werden, um Anzeichen einer Entzündung oder Infektion im Körper zu erkennen. Um die genaue Lage und den Grad der Darmverschlingung festzustellen, können bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder eine CT-Untersuchung eingesetzt werden.
Warum kann sich der Darm verdrehen?
Eine Darmverschlingung tritt auf, wenn der Darm sich verdreht und dadurch seine normale Position verändert. Es gibt verschiedene Gründe, warum der Darm sich verdrehen kann. Eine häufige Ursache ist eine angeborene anatomische Veranlagung, bei der der Darm lockerer im Bauchraum aufgehängt ist. Darüber hinaus können Vernarbungen, Verwachsungen oder Tumore im Bauchraum den Darm dazu bringen, sich zu verdrehen. Eine weitere mögliche Ursache ist eine starke Darmbewegung, die durch eine Blockade oder Verengung im Darm verursacht wird.
Kann man bei einer Darmverschlingung noch auf die Toilette gehen?
Bei einer vollständigen Darmverschlingung ist es in der Regel nicht möglich, normalen Stuhlgang zu haben. Der Darm ist blockiert, und die Passage von Nahrung und Stuhl ist stark eingeschränkt oder unmöglich. Dies führt zu Symptomen wie Verstopfung, einem verminderten Stuhlgang oder dem vollständigen Ausbleiben von Stuhl. Es ist wichtig, dass eine Darmverschlingung so früh wie möglich behandelt wird, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.