Fremdgehen verzeihen – so erhält die Beziehung noch eine Chance
Wie kann man verzeihen wenn man betrogen wurde?
Untreue, Seitensprünge und Affären sind heutzutage längst an der Tagesordnung. Laut einer Studie, die auf tz.de zitiert wurde, geht fast jeder fünfte Mann und jede fünfte Frau fremd – und dass auch in Ehen und langjährigen Beziehungen. Hierbei liegt die Anzahl der untreuen Männer zwar etwas höher als die Anzahl der untreuen Frauen, aber auch die Damenwelt öffnet sich immer mehr der verbotenen Versuchung. Wie soll man(n) oder Frau das Fremdgehen verzeihen?
Doch auch im Vergleich zwischen ländlichen und städtischen Gebieten lassen sich große Unterschiede feststellen:
- Mit knapp 30 Prozent der Bevölkerung gehen die Hamburger besonders gern fremd.
- Gebiete rund um Sachsen-Anhalt hingegen weisen nur rund 15 Prozent Fremdgeher auf.
Doch wie sollte man reagieren, wie – oder überhaupt – verzeihen, wenn der Partner fremdgeht? Sollte eine noch so lange und eigentlich glückliche Beziehung einfach aufgegeben werden?
Neben einer Trennung gibt es natürlich die Möglichkeit, den ausschlaggebenden Grund für die Untreue herauszufinden, an der Beziehung zu arbeiten und dem Partner letztlich zu verzeihen. Schließlich sollte der Grund für den Fehler nicht ausschließlich im Partner, sondern auch in der gemeinsamen Beziehung gesucht werden.
Nach einem Seitensprung steht vor einer gemeinsamen Zukunft ein großes Fragezeichen – doch wann hat die Beziehung noch einmal eine Chance? Das wichtigste Kriterium ist die Wiederherstellung des Vertrauens.
Das Vertrauen muss wieder hergestellt werden
Vertrauen ist eines der essentiellen Grundelemente einer Beziehung – ohne Vertrauen geht gar nichts. Schließlich möchten die Partner nicht in der stetigen Angst leben, nach einem langen Arbeitstag, einem geschäftlichen Ausflug oder ähnlichem mit einer bösen Überraschung konfrontiert zu werden.
Doch besonders nach einem Seitensprung fällt es schwer, dem Partner zu verzeihen und zu vertrauen. Neben dem Schmerz sind es vor allem Gefühle wie Wut, Demütigung, Verzweiflung und Hilflosigkeit, die sich im Betroffenen ausbreiten.
Folgende Fragen stellt sich fast jeder Betroffene:
- „Warum ist mein Partner fremdgegangen?“
- „Was ist in unserer Beziehung falsch gelaufen?“
- „Was habe ich nur falsch gemacht?“
- „Was hat sie/er was ich nicht habe?“
- „War es einmalig, mehrfach oder gar eine Affäre?“
- „Wird es jemals wieder so wie früher?“
Nach einem Seitensprung fällt es meist schwer oder ist überhaupt nicht mehr möglich, seinem Partner zu vertrauen. Die stetige Angst, es könnte wieder passieren, die stetige Angst vor dem schrecklichen Gefühl betrogen worden zu sein sowie die Demütigung und das Minderwertigkeitsgefühl können eine enorme Belastung für den Betrogenen oder die Betrogene darstellen.
Ist es überhaupt noch möglich, nach einem Seitensprung eine gesunde Beziehung zu führen?
- Nein, wenn…
- der betrogene Partner keine Möglichkeit sieht, dem untreuen Partner zu verzeihen.
- der Seitensprung ständig zum Streit führt
- der untreue Partner Gefühle entwickelt hat und weiterhin „zweigleisig“ fährt
- Ja, wenn…
- der betrogenen Partner bereit ist, dem anderen zu verzeihen
- das Paar gemeinsam überlegt, warum es zur Untreue kommen konnte. Schließlich können auch Vernachlässigung, Verweigerung von Zärtlichkeiten oder ständige Abwesenheit der Grund für den Seitensprung sein. Ein ernstes und ruhiges Gespräch mit dem Partner kann Aufschluss geben, ob es sich (wirklich) um einen Ausrutscher, ein grundlegendes Problem oder um eine charakterliche Schwäche handelt.
In einem Artikel auf der Webseite von partnerschaft-beziehung.de rät die Psychotherapeutin Dr. Doris Wolf, dass der Partner sich nicht fragt „kann ich ihm oder ihr die Untreue verzeihen“, sondern „möchte ich ihm oder ihr die Untreue verzeihen?“.
Ständige Vorwürfe, Anschuldigungen und Verdächtigungen sind selbstverständlich nicht hilfreich, wenn der Betrogene sich für eine bestehende Partnerschaft entscheidet.
Des Weiteren sagt Dr. Doris Wolf, dass das Verzeihen nach einem Seitensprung so schwer fällt weil:
- Der untreue Partner glaubt, dass ihm oder ihr auch beim zweiten und dritten Mal verziehen wird.
- Der Betrogene glaubt, seinen Partner weiterhin für die Tat betrafen zu müssen, weil es ansonsten so aussehen könnte, dass es eigentlich gar nicht so schlimm war.
- Der Betrogene glaubt, eine Art Machtposition einzunehmen, in der der untreue Partner alles dafür tun muss, dass ihm verziehen wird. à Verzeiht man dem Partner, wird diese Macht aufgegeben.
Verzeihen kann dem Betroffenen helfen
Was sich jeder klar machen muss, der durch Untreue von seinem Partner gekränkt wurde, ist, dass Verzeihen nicht bedeutet, schwach zu sein, sondern genau im Gegenteil.
Wer verzeiht, tut dies nicht nur für den Partner oder die Partnerschaft, sondern auch für sich selbst. Verzeihen bedeutet eine Art inneren Frieden, der enorm angenehm und besänftigend sein kann. Wer zudem auch versucht, zu verstehen, warum der Partner fremdgegangen ist, kann leichter verzeihen. Voraussetzungen für das Verzeihen eines Seitensprunges ist natürlich die absolute Gewissheit, dass es sich um eine einmalige Sache gehandelt hat.
Kann eine offene Beziehung die Lösung sein?
Gerade bei Paaren, die schon viele Jahre zusammen sind, kommen offene Beziehungen immer mehr zur Sprache: Dates mit anderen Männern und Frauen, bei denen es sich ausschließlich um körperliche Aktivitäten dreht, sind erlaubt, Gefühle sind verboten.
Doch ist eine offene Beziehung wirklich die Alternative zu einer Flaute im eigenen Ehebett?
Viele sagen ja, viele sagen nein. Denn auch wenn das Fremdgehen erlaubt oder sogar erwünscht ist, ist es für viele enorm schwierig, ein passendes Gleichgewicht zu finden, Gefühle zu unterbinden und die Eifersucht im Griff zu behalten.
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